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Gemeinwohl und direkte Demokratie

Wir leben nicht mehr in überschaubaren Gruppen, in denen jeder jeden kennt. Unser Alltag ist vom Umgang mit weitgehend Fremden geprägt. Vertrauen wird durch systemische Regeln ersetzt. Die Natur des Menschen ist nicht zwangsläufig von Egoismus, Gier und Konkurrenz geprägt. Solch geistige Einstellung gedieh in früherer Zeit im Kampf mit fremden Gruppen um Nahrung oder Ressourcen. In Zeiten des Mangels waren dies zum großen Teil auch Überlebenskämpfe. Wie sich die Völker ohne Mangel entwickeln, zeigen Naturvölker aus der Südsee, bevor sie mit unserer "Zivilisation" infiziert wurden.


Die Zeiten der Mangelwirtschaft sind vorbei. Wir leben wegen der fortschrittlichen Technik weltweit in einer Überflussgesellschaft. Es lohnt nicht mehr, um die im Überfluss vorhandenen Güter mit den anderen Menschen zu konkurrieren oder gar zu kämpfen. Solche Zeiten können wiederkommen, wenn wir uns nicht neu orientieren. Kein Mensch müsste angesichts der Gesamtbevölkerung und der weltweit zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel hungern. Dies bleibt allerdings nicht so, wenn Bevölkerung und Wirtschaft unkontrolliert wachsen oder die Leistungsanreize verloren gehen.


Wenn monetärer Egoismus oder Machtstreben durch das Wohl der Gemeinschaft ersetzt wird, entsteht allmählich eine völlig neue Form des Zusammenlebens. Misstrauen verschwindet zugunsten einer am Gemeinwohl orientierten Kooperation innerhalb der Gemeinschaft. Es entsteht eine selbstverständliche Vertrauensbasis. Alle Entscheidungen und Tätigkeiten werden nicht mehr nach ihrem Erfolg für den Handelnden bewertet; entscheidend ist vielmehr der allgemeine Nutzen für die Gemeinschaft.


Nicht Macht und Reichtum, sondern Vertrauen, Wissen und Anerkennung entscheiden über den Einfluss auf die Meinungsbildung in der Gemeinschaft. Der Nutzen der Gemeinschaft sollte anhand noch zu entwickelnder, allgemein gültiger Kriterien messbar ausgestaltet werden. Neben einer monetären Bilanz wird so auch die Erstellung einer "Sozialbilanz" möglich. Solche objektiven Kriterien stehen aber nicht allein. Bei Abstimmungen bleiben auch immer das menschliche Gefühl und der menschliche Verstand Gradmesser für das Gemeinwohl.


Alle wichtigen Entscheidungen einer Gemeinschaft werden von jedem Mitglied der Gemeinschaft in einem transparenten, demokratischen Prozess mit entschieden. Aus diesem Prozess entsteht eine gemeinschaftliche Sinnerfahrung. Selbst wenn es abweichende Einzelmeinungen gab, werden diese durch den gemeinschaftlichen Disput in die Gemeinschaftserfahrung eingebunden. Hieraus erwächst das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer gerechten Gemeinschaft. Das Gefühl der Machtlosigkeit und sogar die Einsamkeit des Einzelnen lösen sich zugunsten einer lebendigen Orientierung innerhalb der Gemeinschaft auf. Das Misstrauen gegenüber dem Mitmenschen wird insgesamt abgebaut. Innerhalb der die Gemeinschaften bildenden Gruppen gibt es keine Fremden mehr, sondern - nach Mehrheitsbeschlüssen ausgerichtet - nur noch gemeinsame Ziele und Kooperationspartner.


Wenn Menschen sich austauschen, müssen sie keinen Grund für diese Kontaktfreude haben. Schon die Interaktion mit einem anderen Menschen als solche reicht oft aus, um das Belohnungssystem im Gehirn zu aktivieren. Wenn die Gemeinschaft sich nicht abgrenzt, sondern nach oben und unten eng vernetzt ist, ergibt sich die unmittelbare Erfahrung eines grenzenlosen Gemeinschaftsgefühls. Die eigenen nationalen und kulturellen Wurzeln werden hierbei nicht negiert. Nationale und kulturelle Unterschiede treten aber bei globalen Entscheidungen immer weiter in den Hintergrund und ordnen sich schließlich nahtlos ein. Der Mensch als Spezies steht im Vordergrund.


Auch die unterschiedlichen Religionen werden eine von Verständnis und Toleranz geprägte ökumenische Wandlung erfahren. Intolerante Dogmen und fanatische Missionierung haben keinen Platz in einer grenzenlosen, kooperativen und demokratischen Gemeinschaft. Hier wird sich schon auf der untersten Ebene die Spreu vom Weizen trennen. Gewaltbereite Organisationen werden isoliert und ausgegrenzt.


Neben feudalen oder totalitären Systemen wird auch die repräsentative Demokratie die globalen gesellschaftlichen Probleme nicht lösen können. Der Einfluss des Volkes beschränkt sich hier bestenfalls auf die turnusmäßigen Wahlen von Parteien oder Volksvertretern auf nationaler Ebene. Die Bevölkerung kann sich so nicht als Souverän durchsetzen. In der Zeit zwischen den Wahlen hat das Volk keinerlei Einfluss auf die Entscheidungen des nationalen Parlamentes. Außerdem sind die Einflussmöglichkeiten Dritter auf die gewählten Vertreter häufig größer und nicht zu kontrollieren. Viele Völker werden zudem von Despoten beherrscht. Kriege sind an der Tagesordnung. Das Flüchtlingselend nimmt immer mehr zu.


Wir alle, die gesamte Menschheit, müssen unsere Verantwortung erkennen. Wir müssen uns vernetzen, müssen zusammenarbeiten, um die globalen Krisen zu meistern sowie unser eigenes Leben selbst zu bestimmen. Niemand soll Macht haben über uns. Die Welt lässt sich grundlegend verändern, indem alle Menschen miteinander ohne Machtbasis kooperieren und an der Meinungsbildung teilhaben: Indem die Menschheit sich als Volk ohne Grenzen mit gleichberechtigten Individuen in einem Netz selbständiger Gemeinschaften begreift. Die Kooperation bringt den Menschen anstelle der Konkurrenz eine neue, vernünftige Orientierung.


Wenn das Volk direkt entscheidet gibt es keine Machtbasis, keine Machtoptionen mehr. Ein Volk ohne Grenzen kennt keine Kämpfe mit anderen Völkern, keine Kriege. Die Ressourcen des Planeten werden gerecht geteilt. Die mentale Reife der Menschen erlaubt keine Unterdrückung, keine Armut. Die Produktion von Waffen ist sinnlos und bindet keine Kräfte mehr. Die Menschen sind wirklich frei.


Die Menschen sollten sich in kleinen Internetforen auf regionaler Ebene im direkten Dialog eine politische Meinung bilden. Wir alle müssen permanent, gemeinsam entscheiden, wie es mit uns weitergehen soll. Nur dann steht das Volk über allem. Es geht darum, jeden einzelnen Menschen in die globale Entscheidungsfindung einzubinden. Nur so erkennt er seinen eigenen Wert, seine eigene Verantwortung und handelt dementsprechend verantwortungsvoll. Wir müssen unsere Gleichgültigkeit überwinden. Wir dürfen nicht glauben, uns nicht selbst um unsere Zukunft kümmern zu müssen.


Wir können die Verantwortung für unser Dasein nicht dauerhaft übertragen. Wir müssen die Folgen tragen und daher selbst entscheiden. Nur so sind wir souveräne Menschen, die ihr Dasein selbst gestalten und verantworten können. Parteien können an der Basis bei der Meinungsbildung helfen. Sie können sich mit ihrer Meinung auch an die Spitze von Bewegungen setzen. Sie sollten aber nicht die Politik bestimmen. Meinungen müssen an der Basis gebildet oder zumindest gebilligt werden. Dies erfordert direkte Information und volle Transparenz. Die Meinung darf nicht von oben oder von einer Elite vorgegeben sein. Allerdings werden naturgemäß die Meinungen der Menschen mit hohem Ansehen und hoher Fachkompetenz, auch großen Einfluss auf die anderen Menschen ausüben können. Auch die Medien tragen in einem solchen System eine höhere Verantwortung zur wahrheitsgemäßen, objektiven Berichterstattung.


Der Natur des Menschen liegt entgegen vieler Vorurteile in einem transparenten, basisdemokratischen System unvernünftiger Eigennutz fern. Wird gemeinsam, direkt und offen abgestimmt, verhält sich die Mehrheit altruistisch. Sie stellt das Gemeinwohl über den eigenen Vorteil. Der Einzelne oder eine von Egoismus gesteuerte Elite ist also gieriger als die Gemeinschaft. Erforderlich ist Transparenz bei der Meinungsbildung und den Entscheidungen. Dies liegt auch an dem Bestreben nach Anerkennung und der Furcht vor Ausgrenzung. Das Ansehen wird letztlich durch die öffentliche Vertretung von Eigeninteressen beschädigt.


Nach einer öffentlichen Diskussion über alle Vor- und Nachteile zur breiten Meinungsbildung muss dann eine transparente Abstimmung erfolgen. Nur so kann Vertrauen entstehen. Dies ist in einem Forum mit unbegrenzter Teilnehmerzahl nicht möglich, da jeder Anspruch auf Gehör hat. Die Zahl der Akteure ist somit bei Diskussion, Meinungsbildung und Abstimmung deutlich zu begrenzen, indem die Basis in Gruppen aufgeteilt wird, in denen jeder jeden kennt.


Zur politischen Meinungsbildung, zur öffentlichen Entscheidungsfindung und zur Steuerung der öffentlichen Verwaltung kann innerhalb des Internets ein offizielles, mit abgestuften Zugangsrechten ausgestattetes, öffentliches Netzwerk in globalem Maßstab eingerichtet werden. Sieben Milliarden Menschen können allerdings nicht direkt miteinander kommunizieren. Es wird also nur eine Mischform zwischen direkter und repräsentativer Demokratie möglich sein. Damit eine geordnete, übersichtliche Meinungsbildung stattfinden kann, sollten zunächst hinreichend kleine Foren mit untereinander bekannten Personen gebildet werden. Diese können sich dann von unten nach oben überlappend vernetzen. Lesezugriffe dienen der Transparenz. Sie behindern nicht den Meinungsbildungsprozess.


Über den Abstimmungsprozess soll weitgehende Selbstbestimmung ermöglicht werden. Wer eine Stimme zur Mitentscheidung hat, soll auch selbst entscheiden. Das Endergebnis der politischen Entscheidung der Basis ergibt sich aus den direkten Einzelstimmen in den jeweiligen Basisgruppen. Heutige Möglichkeiten und Infrastruktur der Kommunikation machen die oben skizzierten Abstimmungsregeln auf allen Entscheidungsebenen weltweit realisierbar. Weder die herkömmliche manuelle, noch die elektronische Wahl bietet allerdings einen totalen Schutz vor Wahlfälschungen. Deshalb muss eine Risiko-Nutzen-Abwägung getroffen werden, welche durch die Entwicklung entsprechender Sicherheitsstandards vielleicht schon in naher Zukunft zugunsten einer elektronisch unterstützten Wahl ausfallen könnte.


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Blog: http://www.weltgemeinschaft.net/blog


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