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Ist meine MS heilbar?


Im Jahre 2009 habe ich nach einigen unerklärlichen Stürzen erstmals die Diagnose „Multiple Sklerose“ erhalten. Der tatsächliche Beginn der Krankheit lag im Nachhinein betrachtet wohl schon länger zurück. Zur Jahrtausendwende bemerkte ich die ersten Symptome. Nach der Diagnose galt ich als schwerbehindert und bekam mit 61 Jahren Rente. Der Neurologe diagnostizierte eine primär progiente Verlaufsform, also ohne Schübe. Medikamente gabe nur gegen die schubförmige Verlaufsform, mir blieb Krankengymnastik als Basistherapie.


Weltweit wird immer noch geforscht, um die Krankheitsursachen besser zu verstehen. Wie bei anderen unheilbaren Autoimmunkrankheiten liegt der Verdacht nahe, dass die Ursache im Immunsystem zu suchen ist. Der Darm beziehungsweise die Darmflora ist also bei der Ursachenforschung nicht zu vernachlässigen. Eine Kombination aus Geschichte, Beobachtung und gesundem Menschenverstand lies für mich die Hoffnung zu, dass ich nicht an meiner Krankheit sterben muss, kein "lebender Kadaver" bin, wie meine Ärzte zu glauben schienen.


Asien und die Steinzeit als Hoffnung


Der erste Hinweis auf die Ursache war für mich die unterschiedliche, räumliche Verbreitung der Krankheit. Asien war fast gar nicht betroffen. Nordeuropa und Nordamerika hingegen am häufigsten. Wodurch unterschieden sich die Bereiche?


Nach Recherchen im Internet schälte sich die unterschiedliche Ernährung als mögliche Begründung heraus. Insbesondere Getreide (Gluten) und Kuhmilch (Laktose, Kasein) waren in Asien keine Grundnahrungsmittel. Ich müsste also meine Ernährung umstellen, um möglicherweise eine ähnlich günstige Wirkung wie in Asien zu erreichen. Getreide und Kuhmilch hat auch auf das Erdzeitalter bezogen, erst sehr spät Eingang in unsere Ernährung gefunden. Unsere Genetik ist möglicherweise noch nicht voll angepasst. Gluten und Laktose werden auch häufig nicht gut vertragen.


Lebensmittelallergien


Es ist sehr einfach, Lebensmittelallergien zu identifizieren, wenn man sofort Reaktionen auf sie spürt. Aber es ist viel schwieriger, eine verzögerte Lebensmittelallergie zu bemerken, weil es keine eindeutige Ursache/Wirkung-Beziehung gibt. Sie können nach nur zwei Stunden Symptome haben, aber häufig zeigen sie sich nicht früher als Tage nachdem man die fragliche Speise gegessen hat. Die Symptome können sich verändern und komplett unterschiedlich werden. Die Symptome können aber auch kumulativ sein und erst auftreten, wenn man eine bestimmte Kombination von Nahrungsmitteln über längere Zeit zu sich genommen hat.


Verzögerungen in Lebensmittelallergien können fast jedes beliebige Symptom erzeugen, und eine chronische Krankheit schließt oft einen Zustand von unangebracht hoher Immunsystem-Wachsamkeit mit ein. Nahrungsmittel-Allergien können auch auftreten, obwohl es nicht die echte Ursache des Problems ist. Aus einem bestimmten Grund kann das abwehrende Immunsystem in höchster Alarmbereitschaft feststecken, was zu chronischen Entzündungen führt, die nicht abklingen wollen oder sich sogar verschlimmern können, selbst nachdem der auslösende Faktor verschwunden ist. Wenn das passiert, kann das Immunsystem eine aggressive Haltung gegen eine Vielzahl von Antigenen, Allergenen oder Fremdstoffen in unserem Körper entwickeln, inklusive der vielen Nahrungsmittel, die man zu sich nimmt.


Weizen und andere glutenhaltige Speisen sowie Milchprodukte können zwar einen Lebensmittelallergie-Test positiv ausfallen lassen, obwohl man Symptome hat, die nicht wirklich in die Kategorie einer Allergie oder Unverträglichkeit fallen, sondern durch andere Mechanismen vermittelt werden, die Wochen, Monate oder Jahre des Vermeidens der Speisen brauchen, um sie abklingen zu lassen. Dies ist meine Hoffnung. Das komplexe Zusammenspiel aus Nahrungsmittelallergenen und Immunsystem beeinflusst die Entstehung vieler chronischer Erkrankungen. Vor allem eine durchlässige Darmschleimhaut - das Leaky gut-Syndrom - spielt dabei vermutlich eine zentrale Rolle.


Leaky gut-Syndrom


Bestimmte Lebensmittel werden in der Paleo-Ernährung (Steinzeitdiät) ausgeschlossen, da sie negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Konsumenten haben können. Dazu gehören beispielsweise Getreideprodukte, Hülsenfrüchte und Milch. All diese Lebensmittel haben eins gemeinsam; sie besitzen relevante Mengen des Anti-Nährstoffs Lektin. Lektine sind eine Art natürliche Pestizide, die Pflanzen benutzen, um sich gegen den Verzehr zu wehren. Sie sind gegen Verdauungsenzyme weitgehend resistent und werden normalerweise unverdaut ausgeschieden. Werden ständig Lektine in erhöhten Mengen gegessen, so kann es zu einer chronisch erhöhten Darmdurchlässigkeit kommen. Bereits geringe Konzentrationen können die Darmdurchlässigkeit erhöhen und zu einer Immunreaktion führen. Der Darm wird einfach ausgedrückt "undicht". Das sogenannte "Leaky-Gut-Syndrome" entsteht (zu deutsch "Sickerdarm-Syndrom"). In der Folge können Stoffe wie Nährstoffreste, Lektine und Toxine in den Blutkreislauf gelangen und Allergien auslösen.


Eine Erhöhung der Darmdurchlässigkeit ist immer mit dem Risiko verbunden, dass Bakterien und andere Substanzen, die Probleme verursachen, in unseren Körper eindringen können. Ein gesunder Körper mag eher in der Lage sein so etwas ohne Schaden und vielleicht auch ohne Symptome zu überstehen. Ist der Körper allerdings bereits geschwächt, beispielsweise durch eine Autoimmun-boder sonstige Erkrankung, die das Immunsystem schwächen, so kann eine Aufnahme von Lektinen das Ganze noch verschlimmern. Im schlimmsten Fall könnten Lektine vielleicht sogar Auslöser einer Krankheit sein, die nur noch auf einen Auslöserer gewartet hat. Lange Rede kurzer Sinn: Lektine können krank bzw. kränker machen!


Lektine sind in der Lage, sich an rote Blutkörperchen zu heften und diese zu verklumpen. Sie heften sich allerdings nicht nur an unsere Blutkörperchen, sondern an so ziemlich alle Zellen unseres Körpers. Diese Fähigkeit der Lektine machen sich viele Viren-Arten zu Nutze. Sie verwenden Lektine, um sich an unsere Darmzellen zu binden, wodurch die Darmdurchlässigkeit erhöht wird und sie leichter in unseren Körper eindringen können. Lektine brauchen allerdings nicht die Viren, um in unseren Körper zu gelangen. Bei jeder Mahlzeit mit lektinhaltigen Lebensmitteln, gelangen diese und damit auch andere ungewollte Substanzen in unseren Körper und können dort einiges an Schaden anrichten. Sie werden unter anderem in Verbindung gebracht mit einer gestörten Proteinsynthese, allergischen Reaktionen und einer Störung der Darmschleimhaut mit Auswirkungen auf die Nährstoffabsorption. Die Lektine, die nun durch den gesamten Körper strömen, heften sich an beliebige Zellen an, und der Körper wehrt sich dagegen. Er greift die Lektine an – und mit ihnen auch die gesunden Gewebe und Organe an denen sich Anhaftungen finden. Auf diese Weise können möglicherweise einige Autoimmunkrankheiten entstehen, zum Beispiel Multiple Sklerose.


Gluten und Kasein


Da der Gluten-Bestandteil Gliadin ein besonders aggressives Lektin ist, ist auch die Wirkungsweise ähnlich: Auch Gluten kann also die Durchlässigkeit der Darmbarriere erhöhen. Die darauf zurückgeführten Krankheiten sind unter anderem Multiple Sklerose und Psoriasis (Schuppenflechte). Gluten kann auch die innere Darmwand "verkleben" und so zusätzlich den Übergang der Nährstoffe in den Blutkreislauf stören.


Der Mechanismus, der dies bewirkt, hat etwas mit dem Versagen eines bestimmten Enzyms zu tun, das eigentlich das Gluten- und Kasein-Protein zerlegen soll. Dies ist ein Verdauungsprozess, der es eigentlich möglich machen sollte, die Nährstoffe aus diesen Proteinen zu extrahieren. Aber weil dieses Enzym fehlt oder versagt, überleben unverdaute Fragmente dieser Proteine im Darm, und für unser Immunsystem sehen diese Fragmente wie Viren aus. Weil unser Körper denkt, dass es sich um einen Virus handelt, löst er eine Abwehrreaktion aus. Und weil dieses Gluten- oder Kasein-Fragment so ähnlich zu Viren ist, die viele Krankheiten auslösen können, löst dies eine komplexe Reaktion aus: eine Autoimmunreaktion, von der vermutet wird, dass sie bei Multiple Sklerose eine Rolle spielt. Komplexe Autoimmunreaktionen beschädigen verschiedenes Gewebe, also ist die Bandbreite der entstehenden Krankheiten sehr groß. Die unverdauten Gluten- oder Kasein-Fragmente sind überdies ähnlich zu Opium-Drogen, die sich auf unser Gehirn und somit unsere Verhaltensweise stark auswirken. Es handelt sich buchstäblich um Drogen - und genau das ist der Grund, warum die Leute so sehr an Brot und Milch hängen


Nur wenige Lebensmittel sind so schwer verdaulich wie Milch. Kasein, was anteilsmäßig ungefähr 80% des gesamten Proteins in der Milch ausmacht, klumpt sofort zusammen, sobald es im Magen ankommt. Das Protein Kasein aus Milchprodukten richtet denselben Schaden an wie das Protein Gluten. Zusätzlich ist dieser Bestandteil in Milch zumeist homogenisiert. Homogenisierte Milch produziert freie Radikale und übt äußerst negative Wirkungen auf den Körper aus. Die Milch, die nun oxidiertes Fett enthält, wird danach bei hohen Temperaturen über 100 °C pasteurisiert. Enzyme sind hitzeempfindlich und zersetzen sich bei hohen Temperaturen. Dadurch fehlt es der Milch an wertvollen Enzymen. An so bearbeiteter Milch können Kälber innerhalb weniger Tage sterben, wenn man sie anstelle von Rohmilch verfüttert.


Milch, die viele oxidierte Fette enthält, beschädigt das Milieu im Darm, erhöht die Anzahl der schlechten Bakterien und bringt die Bakterien-Flora des Darms aus dem Gleichgewicht. Als ein Resultat davon werden Gifte wie freie Radikale, Schwefelwasserstoffe und Ammoniak im Darm produziert.


Therapie


Der Arzt hat in meiner spezifischen Verlaufsform (primär, progredient) außer Krankengymnastik keinerlei Therapieansätze gesehen. Auch eine Reha-Kur brachte keine neuen Erkenntnisse.


Mein Einstieg in diesen Therapieansatz ging auf einen schlecht übersetzten, biograhischen Aufsatz von Roger Macdougal „Mein Kampf gegen Multiple Sklerose“ zurück. Hier traten die Besserungen bis zur Heilung erst nach 4 Jahren ein. Ich selbst habe im September 2014 begonnen, glutenhaltige Speisen und Milchprodukte zu meiden. Ein Beispiel dafür, dass eine Ernährungsumstellung bei der Bekämpfung der MS-Symptome helfen kann ist auch Dr. Terry Wahls, die es geschafft hat, durch eine angepasste Form der Paleo-Ernährung den Rollstuhl innerhalb eines Jahres loszuwerden. Sie entwickelte einen speziellen Ernährungsplan, angepasst an wissenschaftliche Erkenntnisse. Sie ernährte sich hauptsächlich von schwefelreichem Gemüse, grünem und farbintensivem Gemüse, Beeren, Fleisch von Weidetieren, Wildfisch, Innereien und Seetang. Zusätzlich zur Ernährungsumstellung begann sie mit Meditation und anfangs mit 10 Minuten Bewegung pro Tag. 2 Monate darauf konnte sie bereits am Gehstock gehen. Nach weiteren 4 Monaten konnte sie zum ersten Mal seit 6 Jahren wieder Fahrrad fahren und nach insgesamt 9 Monaten war sie in der Lage, eine 30km weite Fahrradtour mit ihrer Familie zu unternehmen. Dr. Strunz (Ernährungspapst) verkündete kürzlich eine „Weltsensation“: MS sei heilbar. Auch seine Therapievorschläge laufen auf eine Ernährungsumstellung hinaus: Ketogene Ernährung und Vitamin D3. Mein Vitamin D3 Wert lag anfangs bei 9,2 und war damit im absoluten Keller. Nach einer gemäßigten Nahrungsergänzung (5.000 Einheiten/Tag) stieg der Wert auf immer noch zu niedrige 20. Erst 20.000 Einheiten pro Woche ergaben mit 30 eine halbwegs normalen Blutwert.

Krankheitsverlauf


Die MS wirkte sich nur allmählich vor allem in Form von Gangunsicherheiten aus. Ich kann heute nicht mehr selbständig gehen und bin neben dem Rollstuhl auf einen Rollator angewiesen, mit dem ich aber auch nur noch 100 Meter zurücklegen kann. Zu Beginn der Nahrungsumstellungg verschwanden meine vielfältigen Lebenmittelallergien. Ich konnte wieder Äpfel ohne tränende und juckende Augen essen. Im Frühjahr 2015 machten mir die Pollen nichts mehr aus. Schließlich besserte sich sogar meine Schuppenflechte, bis sie schließlich ganz verschwand. Meine Hoffnung und meine Motivation wurden zur Gewissheit, meinem Körper etwas Gutes zu tun, selbst wenn die MS nicht heilbar sein sollte.


Stillstand ist schon ein großer Erfolg. Seit kurzem verspüre ich jedoch Besserunng. Nichts dramatisches, aber Fortschritte. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl nicht nur des Stillstandes, sondern der ganz allmählichen Heilung. Die Hoffnung ist soweit gestiegen, dass ich bereits Pläne für die Zeit nach der MS mache.






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