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Flüchtlinge


Warum verlassen Menschen ihr Land, riskieren ihr Leben und flüchten in eine ungewisse Zukunft? Weil ihnen unrecht geschieht! Unrecht heißt Armut, Perspektivlosigkeit, Verfolgung oder Krieg und Vertreibung. Zustände, die zumeist nicht durch eigene Aktivitäten verändert werden können und auch die ganze Familie bedrohen. Es geht konkret um Angst. Angst um Kinder, Eltern oder das eigene Leben. Flüchtlinge haben ihr Selbstbestimmungsrecht verloren oder es nie besessen. Sie sind menschliches Treibgut geworden und auf fremde Hilfe angewiesen.


Hilfe zur Selbsthilfe ist zumeist nicht möglich. Niemand wird ohne Not in einen Krieg eintreten oder dem eigenen Volk Ressourcen entziehen. Flüchtlinge haben ohnehin das Problem, von der aufnehmenden Bevölkerung Solidarität einfordern zu müssen. Diese wird nicht immer von allen gewährt. Viele, vor allem selbst benachteiligte Menschen, haben Angst vor Wohlstandsverlusten. Oft führt diese Angst zu Widerstand und Abwehrhaltungen, bis hin zu sozialen Unruhen. Auch politische Randgruppen sind bemüht, solche Differenzen zur eigenen Profilierung zu nutzen.


Bei genauer Betrachtung der historischen Entwicklung in den entwickelten Volkswirtschaften, haben die Flüchtlinge oft ein legitimes Recht auf Solidarität. Schon die alten Römer haben ihre Provinzen im Nahen Osten und in Nordafrika rücksichtslos ausgebeutet. Später haben die Engländer und die Franzosen dort ihre Spuren hinterlassen. Sklavenhandel und Kolonialherrschaft haben außerhalb Europas schon vor den Weltkriegen die Weichen für eine bis heute andauernde Benachteiligung gestellt. Die Weltkriege gingen dann von Europa aus und wirkten sich auch in den meisten, heutigen Herkunftsländern der Flüchtlinge verheerend aus.


In jüngerer Zeit spielen Bodenschätze oder Stellvertreterkriege eine entscheidende Rolle. Die westlichen Industrienationen haben vor allem im Nahen Osten und in Afrika um den Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Erdöl und anderen Bodenschätzen gekämpft. Heute fahren wir die Ernte ein: Ganze Regionen kommen nicht zur Ruhe; die Menschen flüchten. Internationales Elend und lokal begrenzte Kriege sorgen für einen Flüchtlingsnotstand, der viele Völker in Europa an ihre organisatorischen und finanziellen Grenzen bringt. Ohne direkte Solidarität der Menschen selbst wäre keine weitere Hilfe möglich. Die Völkerwanderung in Europa ist mit Abstand die größte seit dem letzten Weltkrieg.


Nie seit dem Zweiten Weltkrieg gab es weltweit mehr Flüchtlinge als jetzt. Europa reagiert bereits mit Abschreckung und Überwachung. Im Grunde wissen die "wohlhabenden" Staaten nicht wie sie den Strom ethisch verantwortlich kontrollieren sollen. Viele Flüchtlinge suchen den Weg über das Mittelmeer und kommen dabei um. Auch in Asien versuchen verzweifelte Menschen insbesondere aus Bangladesch und Myanmar über das Meer zu flüchten. Es ist auch hier eine der größten Flüchtlingskrisen in Asiens jüngerer Geschichte.


Neben kriegerischen Auseinandersetzungen, Armut und wirtschaftlicher Ausbeutung können uns auch lokale oder globale Umweltveränderungen vor die Notwendigkeit eines unerhört großflächigen, sozialen Wandels stellen und große Fluchtbewegungen auslösen. Damit werden die Probleme aber auch global wirksam. Sie werden in die Welt getragen und sind nicht mehr lokal begrenzt.


Die Europäische Union wird durch Flüchtlinge aus dem Balkan, dem Nahen Osten und aus Afrika regelrecht überrannt. Dies gilt vor allem für Deutschland, Schweden und Österreich, die wegen der zu erwartenden Belastungen ein massives Interesse an einer globalen Neuorientierung haben sollten. In einer Studie der OECD gaben in Nigeria bereits 44 Prozent der über 15-Jährigen an, dauerhaft auswandern zu wollen. In Albanien waren es 39, im Senegal 37 und in Syrien 31 Prozent. Bei fast allen dieser Länder wird mindestens ein EU-Land unter den ersten drei bevorzugten Zielen genannt.


Man stelle sich vor, 10% der indischen Bevölkerung würde ihr Heil in der Flucht suchen. Dies ist angesichts der dortigen Armut und dem indischen Kastensystem keine unrealistische Annahme. 100 Millionen Menschen würden nicht nur die nahe Umgebung des Landes destabilisieren. Auch die ostdeutsche Bevölkerung hatte vor der Wiedervereinigung erkannt, welches Drohpotential in der Flucht steckt, wenn zu hören war: ''Entweder die D-Mark kommt zu uns, oder wir kommen zur D-Mark.'' Es könnte auch heißen: ''Entweder ihr sorgt für einen gerechten Ausgleich, oder wir bringen unsere Not zu Euch.''


Flüchtlinge sind insoweit nicht das Ergebnis von Krieg und Armut, sondern die Antwort auf globales Unrecht. Flucht insoweit ein legitimes Mittel der Menschen im Kampf um mehr Gerechtigkeit. Lässt sich die Welt durch Flüchtlingsexodus verändern? Wie wird die Welt gerechter? Gerechtigkeit und Gemeinwohl müssen global betrachtet werden, sonst kommt das Elend zu uns.


Die Flüchtlingsproblematik zeigt deutlich die nationalen Folgen globaler Missstände. Hoffnung und Frieden für alle Länder aus denen Menschen zur Zeit flüchten, erfordert neben der globalen Demokratisierung auch annähernd gleiche Lebensbedingungen. Es ist nur schwer denkbar, dass das Volk selbst in einer direkten Abstimmung Kriegshandlungen beschließt. Der einzelne Mensch kann derzeit aber nicht in demokratischer Weise auf die globale Entwicklung der Menschheit und seiner eigenen Existenzgrundlagen Einfluss nehmen. Eine direkte Demokratie ohne Grenzen wäre ein möglicher Schritt zu einer globalen Angleichung der Lebensbedingungen.


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