
Das humboldtsche Bildungsideal entwickelte sich um die Begriffe ''autonomes Individuum'' und ''Weltbürgertum''. Die Universität soll ein Ort sein, an dem autonome Individuen und ''Weltbürger'' hervorgebracht werden oder genauer gesagt, sich selbst hervorbringen.
Der Mensch ist ein Individuum, das Selbstbestimmung und Mündigkeit durch Gebrauch seiner Vernunft erlangen soll. Das Weltbürgertum verbindet die autonomen Individuen, unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Sozialisation. Zum Weltbürger werden, heißt bei Humboldt, sich mit den großen Menschheitsfragen auseinanderzusetzen, eine besondere Beziehung zur Natur zu begründen. Die universitäre Bildung soll eine von staatlichen und wirtschaftlichen Interessen unabhängige Ausbildung sein.
Akademische Freiheit heißt zunächst äußere Unabhängigkeit der Universität. Die Universität soll sich staatlichen Einflüssen entziehen. Daher sah Humboldts Universitätskonzeption vor, dass beispielsweise die Berliner Universität eigene Güter haben soll. Sie soll sich selbst finanzieren, um dadurch ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu sichern.
Akademische Freiheit verlangt neben der äußeren Unabhängigkeit der Universität auch die innere: freie Studienwahl und freie Studienorganisation. Die Universität soll deshalb ein Ort des permanenten öffentlichen Austausches zwischen allen am Wissenschaftsprozess Beteiligten sein. Die Integration ihres Wissens soll mit Hilfe der Philosophie zustande kommen. Diese soll eine Art Grundwissenschaft darstellen, die die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen miteinander verknüpft.1
Der hohe Stellenwert der Bildung für die Menschwerdung wird bei der Ausstattung unserer heutigen Schulen nicht anerkannt. In Großbritannien werden bereits unbequeme Fragen gestellt. Es wird befürchtet, dass die teuren, renommierten und altehrwürdigen Kaderschmieden in Wahrheit rücksichtslose "Leistungsträger und emotionale Zombies hervorbringen.
Eine gesunde Gesellschaft benötigt selbstbewusste, freiheitlich orientierte Menschen, die ihre Anlagen und Fähigkeiten voll ausbilden konnten und ihre Lehrer achten und respektieren. Reines Faktenwissen ist über das Internet abrufbar und muss nicht auswendig gelernt werden, um es größtenteils ohnehin wieder zu vergessen. Wichtig ist nur der Überblick, die realistische aber auch persönliche Einschätzung und die individuelle Vertiefung persönlicher Interessen.
Jeder Mensch sollte ein lebenslanges Recht auf Bildung haben. Öffentliche Bildungseinrichtungen müssen in ausreichendem Maße bereitgestellt werden und sich der individuellen Neigung und Leistung ihrer Absolventen anpassen. In jedem Fach und jedem Beruf ist nicht der zeitliche Aufwand für den Abschluss eines Bildungsabschnitts entscheidend, sondern der Leistungsnachweis. Insbesondere Grundfertigkeiten sowie Kenntnisse über soziale und ethische Grundlagen der Gemeinschaft sind in ausreichendem Maße zu vermitteln. Lehrkräfte und Ausbilder müssen regelmäßig Fortbildungseinrichtungen besuchen.
Das Internet kann als individuelle Bildungsplattform genutzt werden. Bereits heute gibt es im Internet zahllose Kurse, für deren erfolgreiche Absolvierung auch entsprechende Leistungsnachweise vergeben werden.
Schulbildung
Die heutige Schulbildung ist auf die optimale, fremdbestimmte, spätere Verwendung der Kinder für die Wirtschaft ausgerichtet. Sie sollte stattdessen auf die optimale, selbstbestimmte Entwicklung der Kinder selbst abstellen. In Konkurrenz zu den Mitschülern wird die beste Verwendungseignung angestrebt und die Perspektivlosigkeit beim Versagen angedroht. Die Versagensängste haben dann oft eine Abkehr von der Gesellschaft zur Folge, die sich in destruktiver Energie entlädt.
Wir leben in einer ökonomisierten Arbeitsgesellschaft. Wer im Beruf nichts leistet, hat verloren, das lernen Kinder heute von klein auf. Als Jugendliche haben sie deshalb Angst, dass ihnen ohne gute Noten Arbeits- und Perspektivlosigkeit drohen. Für viele Jugendliche ist es eine Belastung, dass der Zugang zu bestimmten Studiengängen reglementiert wird. Ein Abitur schlechter als 1,5 veranlasst viele Schüler, ihre Träume zu begraben, obwohl sie im Speziellen Spitzenqualifikationen vorweisen können.
Schulpflicht war sinnvoll, als Kinderarbeit Schulbildung gefährdet oder gar verhindert hat. Heutzutage ist sie zumindest in den Industrienationen nicht mehr relevant und regelmäßig zum formalen Zwangsinstrument verkommen. Wer im Schulbesuch keinen Sinn sieht, kann auch nicht zum Lernen gezwungen werden.
Da die Menschen unterschiedlich sind, lassen sie sich auch nicht in starre klassen- und jahrgangsorientierte Bildungsabschnitte pressen. Alle Menschen sollten in flexiblen Kurssystemen die ihre Interessen berücksichtigende Schulbildung erhalten können (Einheitsschule). Die Hochschulreife ist gegeben, wenn alle für ein Studium notwendigen Kursziele erreicht sind. Die Zeit bis zur Erreichung dieses Zieles ist variabel und richtet sich nach der Leistung.
Die Bildungsangebote sollten sich an Inhalten und deren Stufen oder Abschnitte orientieren. Schulbildung endet erst dann, wenn Schüler oder Lehrer keinen Sinn in einer weiteren schulischen Ausbildung sehen; wenn also eine Kooperation zwischen Lehrer und Schüler keinen weiteren Nutzen mehr verspricht. Schulpflicht muss durch Recht auf Unterrichtung ersetzt werden. Einem Schüler der nichts lernen will, nicht kooperiert, kann auch ein engagierter Lehrer nur helfen, wenn er den Schüler zunächst motivieren kann.
Ein Beispiel ist die Tekos-Schule. Alle Kinder sind sowohl Lehrer als auch Schüler. Die Schüler finden in Lerngruppen mit allen Altersstufen von 8 bis 22 Jahren zusammen und erarbeiten selbständig gemeinsam Lösungen zu konkreten Fragestellungen. Es wird immer nur an einem Thema gearbeitet, bis es gelöst ist oder vollständig verstanden wurde. Es gibt keine verschiedenen Fächer, sondern nur Wissen, dass zur Lösung einer Frage benötigt wird. Das Ganze ist mehr ein Rätsel-Club als irgendetwas, das herkömmlichem Unterricht ähnlich sieht.
Wissenschaft
Die Wissenschaft ist ähnlich der Schulbildung viel zu stark verwendungsorientiert und damit abhängig von wirtschaftlichen Interessen. Die sogenannte ''Freie Lehre'' gibt es nur auf dem Papier. Jeder ''Wissenschaftsbetrieb'' ist heute abhängig von interessengeleiteten Zuschüssen aus Staat und Wirtschaft. Gelder aus der Wirtschaft und zweckgebundene Zuschüsse gelten längst als Exzellenzkriterium, das selbst bei der Berufung neuer Professoren eine immer größere Rolle spielt.
Wie in der Schule werden auch an der Universität die Beurteilungen an der Verwendbarkeit orientiert und nur in Ausnahmefällen am wissenschaftlich-intellektuellen Talent. Eine menschliche Bewertungskomponente in Bezug auf moralische und soziale Kompetenz fehlt völlig.
Wissen ist jedoch zunehmend keine verkäufliche Ware mehr, weil Information für alle zugänglich ist. Das Wissen wird von vielen Freiwilligen für andere bereitgestellt. Der Wert vieler Dinge liegt nicht mehr in ihrer Verkäuflichkeit, sondern in ihrer gemeinsamen Nutzbarkeit. Es gibt bereits zahlreiche Mischformen zwischen Markt, Staat, Gemeineigentum und Technik.
Die Eliten einer kooperativen Gesellschaft müssten vor allem nach ihrer Persönlichkeit und ihren allgemeinen wissenschaftlichen Leistungen beurteilt werden. Die Universitäten wären auf die Nähe zu den Studenten angewiesen. Sie müssten ihren ''Wissenschaftsbetrieb'' wieder in Bildungs- und Forschungseinrichtungen umwandeln. Der Professor sollte ein persönliches Verhältnis zu allen seinen Studenten begründen können.
Der Zugang zur Hochschule sollte nicht begrenzt sein. Besonders notwendige Qualifikationen sollten durch besondere Förderung und gesellschaftliche Anerkennung quantitativ sichergestellt werden. Die Finanzierung ist abhängig von der Inanspruchnahme, anhand der Anzahl der aus der jeweiligen Gemeinschaft stammenden Studenten, zu leisten. Außerdem kann auch die Universität als Unternehmen wirtschaftliche Aktivitäten entfalten.
Über das Internet könnte allen Bildungswilligen über ein mehrstufiges Verfahren der Zugang zu Bildung ermöglicht werden. Onlinekurse und Hochschulkurse könnten sich ablösen und ergänzen, so das Studium effektiver gestalten.
Forschung
Wie werden wir bloß das Kohlendioxid los? Möglicherweise haben Forscher nun eine Methode gefunden, das Treibhausgas permanent von der Atmosphäre fernzuhalten: In Basaltgestein gepumpt, mineralisiert es in kurzer Zeit zu harmlosen Verbindungen.
Die durch Forschung erlangten Erkenntnisse sind nicht allein Maßstab für den allgemeinen Nutzen von Forschungsaktivitäten. Neben den primären Zielen sind auch ethische Beschränkungen sowie schädliche, sekundäre Ziele und Nebenwirkungen zu berücksichtigen. Jüngste Entwicklungen lassen es inzwischen möglich erscheinen, Tiere oder gar Menschen, die vor tausenden Jahren ausgestorben sind, zurückzuholen.
Forscher in den USA haben nach eigenen Angaben erstmals durch ein Klonverfahren aus Hautzellen von Erwachsenen embryonale Stammzellen erzeugt. Solche Zellkulturen können die Wissenschaftler nicht nur zu Hirn-, Herz-, Haut- oder Leberzellen züchten. Inzwischen gelingt ihnen sogar die Herstellung organähnlicher Gewebe aus pluripotenten Stammzellen: In den Laboren wachsen sogar Augenknospen mit intakter Netzhaut heran.
Selbst Gehirnanlagen, sogenannte ''Mini-brains'', in denen sich verschiedene Zelltypen des Nervensystems bilden, können aus Stammzellen entstehen. Japanischen Zellbiologen gelingt sogar die Züchtung von echtem Großhirngewebe. Ließe sich Gleiches mit Stammzellen von Neandertalern machen? Wenn ja, dann wären sie so gut wie auferstanden. Eine Perspektive, die beunruhigt und kontrolliert werden muss.
Bereits in naher Zukunft werden wir mit Hologrammen unserer Gesprächspartner telefonieren, also sprechen können. Auch die Suche nach Leben im All scheint nicht mehr völlig aussichtslos zu sein. Die Neuentdeckung eines Planeten ist inzwischen nichts Besonderes mehr. Damit es ein extrasolarer Planet in die Nachrichten schafft, muss er beispielsweise der Erde besonders ähnlich sein. Ein Planet fern unserer Erde, auf dem Leben möglich wäre? Astronomen ist ein Exoplanet aufgefallen, der das Zeug dazu haben könnte.
Mit Kepler-186f glauben Astronomen nun eine Welt entdeckt zu haben, die tatsächlich ähnlich groß wie die Erde ist und die zudem in einem Bereich um ihre Sonne kreist, in dem flüssiges Wasser theoretisch existieren kann, nämlich in der sogenannten habitablen Zone.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA und mehrere private Firmen wie beispielsweise Google haben bereits über die Konstruktion eines Weltraumlifts auf Basis von Kohlenstoffnanoröhrchen nachgedacht.
Die Forschung in einem egoistischen, profitorientierten Umfeld ist gefährlich, weil in globalem Maßstab nur schwer zu kontrollieren. Man mag sich kaum ausmalen, welche Gefahren von unkontrollierter Forschung in Zukunft ausgehen können. Grundlagenforschung, medizinische und pharmazeutische Forschung sind globale, öffentliche Aufgaben, die gemeinsam öffentlich zu finanzieren und zu verwerten sind.
Alle öffentlichen und privaten Forschungsergebnisse sollten im Internet in einem speziellen Wissenspool allgemein verfügbar sein. Patente und Lizenzgebühren behindern eine weltweite Kooperation und sind abzuschaffen. Anerkennung und Wertschätzung für die wissenschaftliche Leistung muss einen höheren Stellenwert als Profit erhalten.
Die Menschheit ist darauf angewiesen, ihre besten Köpfe mit der Lösung ihrer globalen Probleme und Krisen zu betrauen. Hierzu müssen Wissenschaftler beauftragt werden und zusammen in einem von den Gemeinschaften finanzierten Forschungscluster ressortübergreifend kooperieren.
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